Auf den gängigen Social-Media-Kanälen tauchen sie immer wieder auf. Ungefragt! Man kann sie offensichtlich kaum vermeiden: Erfolgsformeln! Selbsternannte Fachleute, Gurus und Koryphäen geben die geheimsten Geheimnisse ihres Erfolgs preis. For free! Genial!
Erfolgsformeln für mehr Umsatz, für eine effizientere Kaltakquise, mehr Erfolg bei Kundengesprächen oder Gehaltsverhandlungen oder auch ganz allgemein für ein zufriedeneres oder gar längeres Leben. Motto: Höher, schneller, weiter. Man muss nur einige wichtige Punkte beachten – offensichtlich sind dies besonders häufig drei bis zehn Punkte – und schon läuft alles wie von selbst. Dabei bedienen sich besagte Erfolgsformeln offensichtlich besonders gerne vorgefertigter Schablonen:
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Die drei wichtigsten Punkte um …
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Mit fünf einfachen Schritten zum …
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Zehn simple Wahrheiten über …
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Vermeiden Sie diese acht … und …
Dieser schablonenartige Zuschnitt für mehr Erfolg, Glück und Wohlstand führt mich immer wieder zu einer einzigen Frage: Wer?
Wer denkt sich das alles eigentlich aus? Wer wird dafür bezahlt, dies alles zu Papier zu bringen? Wer bezahlt dafür, dass ein anderer dies alles veröffentlicht? Wer ist die Zielgruppe dieser – hoffentlich – gut gemeinten Schablonen? Wer hat die Zeit, auch nur einen winzigen Teil davon zu lesen, zu verarbeiten und umzusetzen und – last but not least - wer will das eigentlich alles wissen?
Besonders zum Jahreswechsel, so scheint es mir, werden besonders viele dieser Erfolgsgaranten der Öffentlichkeit präsentiert. Nur mein Eindruck? Vielleicht. Aber machen wir uns nichts vor, denn genau wie die berühmten Vorsätze zum Jahresbeginn sind auch diese vermeintlichen Erfolgsformeln tricky in der Umsetzung. Menschen sind eben … Menschen. Individuen.
Das heißt nun nicht, dass man sich von anderen Menschen nicht etwas für das eigene Leben abschauen kann. Ganz im Gegenteil! Aber vielleicht muss es ja nicht gleich der große Wurf, gar die große Revolution sein, denn, um einmal mit Frau Slomka vom ZDF zu sprechen:
„Sind Sie sicher, dass das deutsche Bürgertum eine Revolution möchte?“
In diesem Sinne – etwas verspätet zwar - alles Gute für 2018!