Dienstagabend, 28. November an der juristischen Fakultät der ehrwürdigen Universität Hamburg. Eine Podiums-diskussion mit einigen Größen der lokalen Mediations-szene war angesetzt. Im Saal vier von fünf geladenen Mediatoren, mehrere Dutzend Studenten und ein alter Mann: Ich!
Also zumindest gefühlt, denn außer mir scheint niemand von der Veranstaltung gewusst zu haben, und so war ich augenscheinlich einziger „Externer“ unter all den Studenten. Letztere waren übrigens überwiegend Teilnehmer einer juristischen Lehrveranstaltung zum Thema Mediation, deren öffentlich zugängliche Abschlussveranstaltung dieser Abend bildete. Alles angehende Juristen also, die sich jenseits des klassischen „wer-will-was-von-wem-woraus“ bewegen wollen.
Auf dem Podium saßen Friederike Matheis, Dr. Klaus Andreas Nagel, Birgit Brödermann und Ulrike Donat, um von ihren praktischen Erfahrungen im Mediationsumfeld zu berichten. Im Rahmen der Podiumsveranstaltung wurde ein vorbereiteter und ausgesprochen interessanter Fragenkatalog abgearbeitet. Dabei störte es auch nicht, dass es im eigentlichen Sinne des Wortes nur sehr selten zu einer wirklichen Diskussion auf dem Podium kam. Stattdessen berichteten die Experten frei heraus von besonders interessanten, schwierigen oder nahegehenden Fällen, die sie in ihrer Mediationspraxis bearbeitet hatten.
Besonders interessant wurde es auch an der Stelle, als die Mediatoren zu ihrer „Fallzahl“ pro Jahr, den Verdienstmöglichkeiten und den Kosten der Ausbildung zum Mediator befragt wurden. Nun sagen nackte Zahlen ohne eine Einordnung in einen Vergleichsrahmen nur wenig aus. Aber mit dem Wissen, dass rund zwei Drittel aller im Rahmen des Evaluierungsberichts zum Mediationsgesetz befragten Mediatoren pro Jahr keinen bis maximal 5 Fälle bearbeiten, zeigte sich schnell, dass es sich hier um ein realistisches Abbild der Realität handelt. In wesentlichen Teilen hatten die vier Mediatoren aus Hamburg ähnliche Zahlen vorzuweisen.
Ebenso realistisch erschienen mir auch die genannten Stundensätze von durchschnittlich 80 oder 100 Euro, wenngleich der Hinweis von Klaus Andreas Nagel, wonach je nach Auftrag nach oben hin keine Grenzen gesetzt seien, doch eher die berühmte Ausnahme abbilden wird. Den relativ geringen Stundensätzen stehen dabei Ausbildungskosten von leicht mehreren tausend Euro entgegen. Reich wird mit Mediation derzeit also niemand. Es sei denn, und dies scheint tatsächlich der einzig gangbare Weg zu sein, man bildet selber Mediatoren aus. Dann scheint die Rechnung – nicht zuletzt mit Blick auf die oben angerissenen Ausbildungskosten – tatsächlich aufzugehen.
Alles in allem aber ein sehr interessanter Abend zu meinem Herzensthema: Mediation!