Im Juli 2017 veröffentlichte die Bundesregierung ihren Bericht zur Evaluierung des Mediationsgesetzes. Dieser Bericht stützt sich auf die Befragung von Mediatorinnen und Mediatoren, auf Informationen aus dem Besuch von Workshops und Kongressen und ähnlichen Quellen. Er lieferte fundierte Hinweise unter anderem zur Frage, was genau denn einen guten Mediator ausmacht. Die Antwort des Berichts fällt relativ eindeutig aus, denn insbesondere Haltung und Persönlichkeit des Mediators spielen hier eine große Rolle. Kleiner Schönheitsfehler am Rande: Die Meinung von Medianden wurde nicht einbezogen, da sich die Datenbeschaffung hierzu hinsichtlich Quantität und Qualität als zu schwierig herausstellte.
Donald L. Swanson aus Omaha beschreibt in einem seiner neuesten Posts* (Oktober 2017) eine Studie, die sich der Frage widmet, was denn Medianden über ihre Mediatoren und deren Erfolg zu sagen haben. Untersucht haben diese Frage wiederum Professor Stephen B. Goldberg von der Northwestern University sowie die kürzlich verstorbene Margaret L. Shaw.
Goldberg hatte in einer vorangegangenen Studie 2008 rund 30 erfolgreiche Mediatoren befragt, was diesen denn aus ihrer jeweiligen Sicht so erfolgreich machte. Die Antworten decken sich offensichtlich sehr mit denen des deutschen Evaluierungsberichts. Sie beinhalten insbesondere den Aufbau einer auf Vertrauen, Empathie und Ehrlichkeit aufbauenden Beziehung zwischen Mediator und Medianden. Auch ein Schuss Humor darf in den USA übrigens nicht fehlen!
Im zweiten Teil dieser Studie, die Goldberg gemeinsam mit Shaw durchführte, wurde nun untersucht, was die Medianden der 30 offensichtlich erfolgreich tätigen Mediatoren dazu zu sagen haben. Dazu wurden in dieser Anschlussstudie 216 Antworten von Vertretern der jeweiligen Konfliktparteien ausgewertet. Dass es sich hierbei wiederum zumeist um Anwälte handelt, mag dem amerikanischen Rechtssystem geschuldet sein, lässt allerdings auch die Vermutung zu, dass es sich bei den entsprechenden Mediationsfällen durchaus um solche von einiger Tragweite bzw. höheren Streitwerten handelte. Festhalten kann man allerdings ebenfalls, dass sich auch in den USA die Konfliktparteien nicht mit Wattebäuschen oder Schaumstoff bewerfen, sondern dass vielmehr mit teils harten Bandagen gerungen wird.
Mehr als 60 Prozent der Antworten der Vertreter der Konfliktparteien führten den Erfolg einer Mediation insbesondere darauf zurück, dass es dem Mediator gelungen war, das Vertrauen der Medianden zu gewinnen. Integrität, Geduld und auch die sorgsame Vorbereitung des Mediators tragen ebenfalls zu dessen Erfolg bei. Gleicht man diese Antworten einmal mit der „Selbsteinschätzung“ der Mediatoren ab, so sind diese wiederum mehr oder weniger deckungsgleich.
Lediglich in einem Punkt gehen die Ergebnisse der Studie in Bezug auf die Einschätzungen von Mediatoren und Medianden auseinander, nämlich im Bereich der „useful evaluations“. Während nur 10 Prozent der Mediatoren das Abrücken von ihrer grundsätzlich neutralen Position sowie das Einbringen eigener Einschätzungen der Sachlage als nützlich und angebracht für den Erfolg einer Mediation ansehen, sehen diesen Punkt rund ein Drittel der (US-amerikanischen) Medianden als erfolgsrelevant an.
Hier scheinen die amerikanischen Mediatoren in ihrer Einstellung übrigens wesentlich prinzipientreuer als ihre deutschen Kollegen zu sein. Der deutsche Evaluierungsbericht (B.6.4) zum Mediationsgesetz unterstreicht nämlich, dass ein Mediator (nach eigener Einschätzung) immer dann besonders erfolgreich arbeitet, wenn dieser sich flexibel an die jeweilige Situation anpasst und bei Bedarf auch andere ADR-Verfahren (etwa die Schlichtung) zum Einsatz bringt.
Im Endergebnis kann allerdings festgehalten werden, dass die wesentlichen Voraussetzungen eines erfolgreichen Mediators beinahe universell auf dessen Haltung und Persönlichkeit heruntergebrochen werden können. Insofern unterstreicht aus meiner Sicht auch die US-amerikanische Studie die Ergebnisse des Evaluationsberichts zum deutschen Mediationsgesetz vom Juli 2017.
* https://mediatbankry.com/2017/10/24/mediating-parties-on-their-mediators-handing-out-reviews/