„Permafrost im Büro“ ...


... so lautet der Titel einer Kolumne von Sven Astheimer in der Onlineausgabe der FAZ. Eiszeit also auf allen Kanälen. Daheim, im Büro, mit dem Chef. Wie war es dazu gekommen? Eine unbedachte Äußerung zur Frau, Lästern über eine Kollegin (und dabei erwischt worden!) und den Vorgesetzten ziemlich dumm aussehen lassen. Fertig war das Desaster!

 

Aber wer macht schon immer alles richtig? Besonders schwierig wird es allerdings immer dann, wenn wir im Nachhinein offensichtliche Fehler zu rechtfertigen suchen. Wenn also Argumente gesucht werden, obschon es eigentlich nichts zu rechtfertigen gibt. Soziologen würden dies, glaube ich, als „Rationalisierung“ bezeichnen.

 

Überhaupt scheint das Thema der Konflikte im Arbeitsumfeld aktuell einen kleinen Hype zu erleben. Denn „Immer schön sachlich bleiben“ titelt unlängst auch die ZEIT ONLINE. Peter Ilg nimmt sich hier gezielt Konflikte im Berufsleben vor und bespricht diesen Bereich mit ausgewiesenen Fachleuten. Wenn alle Kollegen nur schön sachlich im Hinblick auf Meinungsverschiedenheiten blieben, so sinngemäß sein erster Gesprächspartner, dann ließen sich relativ einfach entsprechende Lösungen finden. Anderenfalls entstünde aber ebensoleicht ein handfester Konflikt.

 

Nun ist der Mensch aber ein Gesamtpaket aus Ratio und Emotion. Leichter gesagt als getan also, die Sache mit der Sachlichkeit. Überhaupt, so führt sein zweiter Gesprächspartner aus, falle eine „sachliche Manöverkritik … den meisten schwer“, was die Psychologen wiederum als „fundamentaler Attributionsfehler“ bezeichnen würden. Demnach werden Erfolge gerne wie Orden an die eigene Brust geheftet, während für Misserfolge sofort die Suche nach dem Schuldigen startet.

 

Aber noch einmal zurück zur Eiszeit bzw. zum Permafrost in Büro und Werkhalle. Klimawandel und die damit verbundene Eisschmelze als ernsthafte Lösungsoption für Konflikte? So ein Wandel vollzieht sich ja in der Regel behäbig bis langsam. Muss ein Betroffener also lediglich genug Sitzfleisch und Beharrungsvermögen mitbringen, um der emotionalen Eiszeit zu entkommen? Fraglich! Es überrascht irgendwie auch nicht, dass dies auch für Astheimer keine wirkliche Lösung darstellt. Schrumpfende Eismassen hinterlassen nämlich, so lernt man sogleich von ihm, fast unweigerlich Steinschläge und Felsabbrüche an eben jenen Bergen, die zuvor vom Eis stabilisiert wurden. Anders ausgedrückt: Konflikte aussitzen bringt selten den gewünschten Erfolg!

 

Warum also nicht gleich den sprichwörtlichen Stier bei den Hörnern packen, und sich professionelle Hilfe zur Selbsthilfe suchen? Auch dies ist wieder leichter gesagt als getan. Denn dies würde zunächst die Erkenntnis voraussetzen, dass ich aus eigener Kraft einen entstandenen Konflikt nicht lösen kann. Es bedarf schon einer gewissen Portion Mut, um dieser Erkenntnis dann auch noch entsprechende Taten folgen zu lassen. Wo wir aber schon gerade so schön bei Sprichwörtern angekommen sind:

 

„Dem Mutigen gehört die Welt!“

 

In diesem Sinne: Lassen Sie Taten sprechen und seien Sie mutig!